Der Tag beginnt wolkig. Keine blaue Stunde wie am Vortag. Aber am Horizont ist zu erkennen, dass hinter einer Wolkenkante offenbar heiterer Himmel heranzieht. Wir kommen eine gute halbe Stunde später los als gestern. Um kurz vor 10 fahren wir die E10 Richtung Norden. Der Schweizer Mitbewohner hat erzählt, er habe 11 km vor Svolvaer auf einem Felsen 5 Seeadler in der Sonne sitzen sehen. Da ich ohnehin in den Raftsund fahren wollte, verbinden wird Beides miteinander, denn der Weg ist derselbe.

Nach ein paar kilometern habe ich doch mal Lust auf ein Foto und packe das Stativ aus. Es ist so wunderbar unfarbig, denn die Sonne hat es noch nicht geschafft. Eine Gruppe Skiwanderer macht sich gerade fertig. Wenn man sich hier auskennt und Skifahren kann, ist das bestimmt genial. Ich mache mein Foto und es ist so schön unfarbig wie erwartet.

  
Bei Kilometer 11 sehen wir keine Adler, aber dafür bei Kilometer 16 Geir mit seinem Boot beim Fischen. Schnell ein Foto gemacht und per Facebook an Geir geschickt.

  

J hat zuvor schon eine Reihe von Seeadlern am Himmel ausfindig gemacht. Rund 10 Adler ziehen Ihre Kreise weit oben am Himmel. Zu klein, selbst um sie mit dem Fernglas einigermaßen sinnvoll beobachten zu können.

Bei Kilometer 21 Vance Svolvaer ändert sich das. Zwei Seeadler sitzen gemütlich auf einem Fels am Wasser. Halten war an dieser Stelle gerade nicht möglich. Also fahren wir weiter, drehen um und halten dann so knapp wie möglich im Schnee am Straßenrand an. J beobachtet mit dem Fernglas die Adler, die zwischenzeitlich wegfliegen, aber doch wiederkommen und ich nehme unfachmännisch und unscharf einen von Ihnen als Beweisfoto auf. Ich werde nie ein Tierfotograf…

  

Es ist zum Glück wenig Verkehr auf der E10. Nur bei einem LkW wird des etwas enger. Langsam zeichnet sich ab, dass es die Sonne schaffen wird. Einige Kilometer weiter dann ist es soweit und der Schnee auf den Bergen leuchtet herrlich in der Sonne.

  
Wir fahren nun relativ unterbrechungsfrei durch, bis kurz hinter die Raftsundbrücke. Die Sonne hat es nun endgültig geschafft und das Panaorama wir immer besser. J hat am Straßenrand Endlich eine der zahlreichen Stellen mit dicken Eiszapfen gesehen, wo wir auch ungefährdet mit dem Auto anhalten können. Schwer beschäftigt werden nun Eiszapfen aufsteigender Größe von der Wand gepflückt. Großer Spaß!

Zwischenzeitlich hält Demian, unser Schweizer Mitbewohner aus dem Kunsterhuset neben uns an. Er hatte wohl dieselbe Idee, in den Raftsund zu fahren. Wir quatschen einen Moment und stellen fest, dass wir uns vermutlich ohnehin nochmals treffen werden. Und so ist es dann auch. Nach einiger Zeit sehe ich sein Auto am Straßenrand geparkt und mit seiner Kamera weiter unten am Wasser fotografieren. Da er die Spur durch den Schnee schon mal gemacht hat, nutzen wir diese auch. Das Panorama an dieser Stelle ist wirklich großartig. Eine Zeit lang fachsimpeln wir und machen einige Fotos gemeinsam. J wirft Schnee ins Wasser, um den Fotos etwas Dynamik im Vordergrund zu verleihen. Ein durchausbtauchbares Ergebnis. Nur die beiden Steine im Vordergrund sahen im Sucher deutlich besser aus als auf dem fertigen Bild. Da ist noch etwas Nacharbeit angesagt.

  
Ich glaube, so gefällt es mir fast besser. Muss ich zuhause mal in Ruhe entscheiden.

  
Der Raftsund ist einfach traumhaft schön. In Digermulen bleiben wir eine Weile im Automsitzen und lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Es gibt noch eine Straße, die weiter von Digermulen zur Küste führt. Ich habe keine Ahnung, ob die überhaupt fahrbar ist. Aber da wir ja einen Allrad Wagen haben, wird es halt versucht. Letztlich ist es eine ganz normale, ein wenig schmale Straße, die bis nach – tja, wie heißt das nochmal – führt. Namen muss ich zuhause noch raussuchen.

Wir fahren wirklich auch den letzten möglichen Meter un stehen auf einem kleinen Bootsanleger direkt am Wasser mit Block auf die sonnenünerfluteten und schneebedeckten Berge am Festland. J stellt fest, dass hier blankes Eis under dem Schnee ist und beginnt meist dem Eiskratzer und Besen aus dem Auto eine spiegelglatte Schlinderbahn zu bauen. Er ist beschäftigt… Foto dazu im privaten Teil zu diesem Tag.

Als die Sonne faste den Horizont erreicht hat, begeben wir uns auf den Rückweg nach Svolvaer. Eine Stunde und 20 Minuten sagt das Navi. Und das passt dann auch. Kurz hinter Figermulen laden wir noch einen Norweger ins Auto ein, der nach seiner Skitour irgendwie zur E10 zurück muss. Dass er samt Ski und Rucksack unterwegs ist sehe ich erst, nachdem ich angehalten habe. Also wird kurzerhand die Rückbank umgeklappt, alles eng zusammen geräumt und schon sitzen wir zu dritt mit kompletter Skiausrüstung im Suzuki. Er muss eigentlich nach harstadt, also,Songwriter nicht unsere Richtung. Nach einem kurzen Telefonat mit seiner Frau stellt sich heraus, dass diese auch noch unterwegs ist und wir nehmen ihn komplett mit nach Svolvaer, wo ihn seine Frau spät aufgabeln wird.

Ich stelle fest, dass J inzwischen mehr Englisch versteht, als wir glauben und er zugeben mag. Wir unterhalten uns  ganz gut und so wird die Fahrt kurzweilig. Unser Gast spricht sogar etwas Schuldeutsch. Nicht schlecht.

Zurück in Svolvaer gönnen wir unserem Auto ein paar Liter neues Benzin und zurück im Kunsterhuset gibt es Nudeln mit Pesto. Allerdings brechen wir Viertel vor sechs, direkt nach dem Essen wieder auf. Noch ist es einigermaßen klar draußen und wir wollen die Chance auf nördlicher nicht ungenutzt lassen. Eigentlich wollte ich direkt nach Gimsøya fahren, weil es dort so wenig Streulicht gibt. Aber direkt am Auto sehen wir das erste zaghafte Nordlicht. Mit einer Probeaufnahmen checke ich kurz ab, ob es nicht eine angeleuchtete Wolke ist. Aber das Prüfergebnis ist eindeutig. Grünes Licht kann hier keinen anderen Ursprung haben. Kein Bild für die Wand, aber ein Beweis für J erstes Polarlicht.

Am Rande von Svolvaer sieht J aus dem Fenster noch mehr und in der Tat wird das Licht stärker.

  
Das sieht schon richtig nach Polarlicht aus. Auch wenn die Intensität doch eher noch im geringeren Bereich liegt. Ich bin halt verwöhnt von vor 4 Jahren. Fotos mache ich nur zu Dokumentationszwecken. Wir müssen ja herzeigen können, was wir erlebt haben …

Kurz hinter Svolvaer der nächste Halt. Hier sieht man erstmals Bewegung im Licht. Es wabert ganz schön über den Bergen. Die Sicht ist durch die Berge leider arg eingeschränkt. In Foro gibt es von dieser Stelle nicht. Ales es schwächer wird beschließen wir doch noch nach Gimsøya zu fahren. Dienstfahrt besteht leider darin, dass entweder die Aktivität nachlässt oder die Wolken schneller aufziehen als gewünscht. Letztlich schaffen wir es aber bis nach Gimsøya und bleiben zunächst an einer dunklen Stelle an der Straße stehen. Jetzt ist es wirklich ganz deutlich zu sehen. Sogar direkt über uns. Wir haben ganz schön Glück gehabt, bei der allgemeinen Wetterlage und nur 3 Tagen Aufenthalt überhaupt Polarlicht zu sehen zu bekommen. Und das hier ist sogar kein minimal schwaches, sondern stellenweise schon ganz ordentlich.

  
Leider ist es nicht ganz so scharf geworden, wie ich es erwartet hätte. Aber man erkennst schon ganz gut,,was wir gesehen haben. In Wirklichkeit ist es natürlich schon etwas dunkler. die Kamera schummelt halt immer ein wenig.

Wir fahren dann noch weiter bis Saupstadt, wo es so wunderbar dunkel ist. Leider ziehen die Wolken immer weiter auf und das Licht wird nun deutlich schwächer. J beweist enorme Ausdauer und will warten, bis das letzte Licht verschwunden ist. Nach ein gefühlten Ewigkeit wird ihm doch so frisch, dass er einwilligt zurückzufahren 😉

Wir kommen pünktlich 9 Uhr in Svolvaer an. Zu der Zeit hält immer die nordwärts gehende Hurtigroute im Hafen. Wir parken mit direktem Blick zur Hafeneinfaht, aber es kommt kein Schiff. 21:20 taucht es dann endlich auf und 21:30 hat es fertig angelegt. Wir sehen noch einen Moment zu, wie Güter aus- und eingeladen werden und sind um kurz vor 22 Uhr ziemlich erledigt zurück. J schläft prompt und träumt vermutlich von Seeadlern, sonnigen Bergen und Nördlicht.

Und ich bin müde, habe ich den Bericht doch nicht vor 0 Uhr fertig bekommen. Jetzt muss ich das Veröffentlichungsdatum auch noch auf den 07.02. zurück schummeln….